Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

1933-1945 Zuchthaus und Sicherungsanstalt Brandenburg-Görden

 

Zwischen 1933 und 1945 war die Strafanstalt in Brandenburg-Görden ein überregional bedeutsamer Ort nationalsozialistischer Justiz-Verbrechen. Gefangene aus dem Deutschen Reich und aus ganz Europa sowie Sicherungsverwahrte wurden hier durch überzogene Strafmaße, unmenschliche Haftbedingungen, die exzessive Ausweitung der Todesstrafe und rassenhygienische Ausmerzungsprogramme Opfer der nationalsozialistischen Diktatur. Der Strafvollzug war von Hunger, gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen und einer nach rassistischen Kriterien abgestuften Behandlung geprägt.

Bereits ab 1934 erließ die Justiz antisemitische Verordnungen im Strafvollzug. Im Zuchthaus wurde ein „Judenflügel“ eingerichtet. Jüdische Gefangene arbeiteten oft in sogenannten „Judenkolonnen“. Bei kriminellen Gefangenen befürworteten die Strafanstaltsbeamten rassenhygienische Maßnahmen wie Sterilisationen, Entmannungen und dauerhafte Inhaftnahme. Schließlich wurde sogar die Ermordung von „Minderwertigen“ von Strafanstaltsbeamten befürwortet.

Schärfere Strafgesetze und Gesetzesauslegungen gegen kriminelle Straftäter und die Verfolgung politischer Gegner nach der Machtübernahme führten dazu, dass das Zuchthaus zwischen 1933 und 1945 meist überbelegt war. Bis zu 60 Prozent der Inhaftierten waren politische Gefangene. Einer der bekanntesten unter ihnen war der spätere DDR-Regimekritiker Robert Havemann. Auch Erich Honecker war von 1937 bis 1945 im Zuchthaus Brandenburg-Görden inhaftiert.

Mit Kriegsbeginn kamen Verurteilte aus ganz Europa nach Brandenburg-Görden. Sie stellten ab 1942 ungefähr die Hälfte der Insassen. Franzosen, Belgier und Tschechen waren zahlenmäßig am stärksten vertreten. Viele der Ausländer waren bereits als Zwangsarbeiter oder Kriegsgefangene ins Deutsche Reich verschleppt worden. Dazu kamen Männer, die in ihrer Heimat Widerstand gegen die deutsche Besatzungsmacht geleistet hatten. Griechische Gefangene wurden nach Brandenburg-Görden deportiert, um Zwangsarbeit in den Rüstungsbetrieben der Strafanstalten zu leisten. Den rassistischen Vorurteilen der Nationalsozialisten gemäß führte die Justiz 1942 einen „Polenvollzug“ mit verschärften Bedingungen ein. 

Ab dem Jahr 1942 wurde im Zuchthaus immer stärker für die Rüstung produziert. Hohe Arbeitspensen und mangelhafte Ernährung führten dazu, dass die Häftlinge von der Arbeit aufgezehrt wurden. Hunderte von Gefangenen waren außerhalb des Zuchthauses tätig, viele lebten in Außenlagern, z.B. bei den Arado-Flugzeugwerken. Am 27. April 1945 befreiten sowjetische Truppen das Zuchthaus. Einen Tag später wurde das Zuchthaus geräumt, da es zwischen die Fronten zu geraten drohte. Mehr als 3.000 Männer machten sich auf den schwierigen Weg in ihre Heimatorte.

 

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