Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

Dauerausstellung im ehemaligen Direktorenwohnhaus

 

Unweit des Haupteingangs der heutigen JVA Brandenburg liegt das ehemalige Direktorenwohnhaus der Strafanstalt. Auf ca. 180 m² wird hier die neue Dauerausstellung "Auf dem Görden. Die Strafanstalt Brandenburg im Nationalsozialismus (1933-1945) und in der DDR (1949-1990)" gezeigt.

 

Strafvollzug in der Weimarer Republik

Einführend thematisiert die Ausstellung die Baugeschichte und den Reformstrafvollzug der Weimarer Republik. Die Gefangenen sollten hier menschlich behandelt und resozialisiert, das heißt auf ein straffreies Leben vorbereitet werden.

Zahlreiche Baufotografien sowie Bilder aus dem Zuchthaus-Alltag der 1920er Jahre beleuchten diese Epoche der Strafvollzugsgeschichte in Brandenburg.

 

Strafvollzug im Nationalsozialismus

Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde der Strafvollzug Instrument des Terror-Apparates des Regimes. Die Strafanstalt füllte sich mit politischen Gegnern, rassisch Verfolgten und schärfer verurteilten Kriminellen, sodass sie überbelegt war. Die Haftbedingungen verschlechterten sich deutlich. Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kamen auch Männer aus allen von NS-Deutschland überfallenen Ländern nach Brandenburg.

Mit Originalobjekten wie einem Häftlingsanzug, Fotografien, historischen Filmaufnahmen, Dokumenten und Zeitzeugeninterviews erzählt die Ausstellung vom Schicksal der Inhaftierten und ihrem Haftalltag. Unter den Exponaten sind selbstgefertigte Alltagsgegenstände der Gefangenen, aber auch Handfesseln und Abschiedsbriefe der Menschen, die die NS-Justiz seit 1940 in Brandenburg hinrichten ließ.

Ein sogenanntes Anthropometer für die Vermessung von Körpern versinnbildlicht die "rassenhygienischen" Intentionen des NS-Strafvollzugs.  Die Messungen sollten zusammen mit weiteren Untersuchungen Aussagen über den "rassischen Wert" und das zukünftige Verhalten von Gefangenen zulassen. Dokumente belegen, wie im Zuge der Radikalisierung des NS-Systems mehr als 1.000 als "minderwertig" eingestufte Gefangene aus Brandenburg-Görden zur "Vernichtung durch Arbeit" in Konzentrationslager überstellt wurden.

 

Strafvollzug in der SBZ/DDR

Die DDR-Justiz missachtete die Menschen- und Bürgerrechte und verurteilte Menschen, weil sie abweichende Meinungen geäußert hatten oder gegen die SED-Diktatur aktiv geworden waren. Im Strafvollzug befanden sich deshalb neben kriminellen auch politische Gefangene. Außerdem waren hier NS-Täter inhaftiert. Die Strafvollzugsanstalt Brandenburg gehörte zu den größten Gefängnissen der DDR.

Das Ausstellungkapitel zeigt die Kontinuitäten und Veränderungen im Brandenburger DDR-Strafvollzug und geht auf die Häftlinge, das Vollzugspersonal, die Haftbedingungen sowie die Tätigkeit des Ministeriums für Staatssicherheit in der Vollzugsanstalt ein. Prägend für den Ausstellungsteil sind 13 Biografien von Gefangenen. Zu den über 160 Exponaten des Ausstellungskapitels zählen das in der Strafanstalt hergestellte Schachspiel eines politischen Gefangenen der 1950er Jahre und selbstgebaute Kleinstradios aus den 1970er und 1980er Jahren, mit denen die Häftlinge illegal Radio hörten. Darüber hinaus schildern ehemalige Gefangene in audiovisuellen Medienstationen ihre Hafterfahrungen.

 

Strafvollzug heute

Die Ausstellung endet mit einer Medienstation, die sich mit dem Justizvollzug der Gegenwart beschäftigt. Fotos und Dokumente aus der JVA Brandenburg sowie Interviews mit Gefangenen und Angestellten im Justiz-Dienst werden hier präsentiert.