Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

1927-1931 Bau des Zuchthauses Brandenburg-Görden

 

Reformdiskussionen in der ersten deutschen Republik nach 1918 erfassten in den 20er Jahren auch den Strafvollzug. Prügelstrafe und Dunkelarrest wurden abgeschafft. Mit den "Reichsgrundsätzen für den Vollzug von Freiheitsstrafen" fanden Reform-Ansätze 1923 ihren ersten schriftlichen Niederschlag. Statt eines abschreckenden Vollzugs sollte künftig ein humanes Erziehungsprinzip das deutsche Strafvollzugswesen bestimmen. 

Ab 1925 wurde der sogenannte Stufenvollzug erprobt und 1929 in Preußen offiziell eingeführt. Er sah eine bessere Behandlung der Gefangenen vor, die sich fügsam und angepasst verhielten. Verschiedene Vergünstigungen und Privilegien für die Gefangenen, wie bspw. die Erlaubnis zum Dekorieren der Zellen, Einkäufe vom erarbeiteten Geld oder sogar Hafturlaub, wurden nach und nach gewährt. Auch das Beschwerderecht für Gefangene sowie eine Selbstvertretung wurden in Brandenburg eingeführt. Ausgenommen von diesem Vollzug waren die als „schwersterziehbar“ und „geistig schwer gestört“ eingeschätzten Delinquenten.

Ein Kritikpunkt am neuartigen Vollzug war, keine angemesse Ausbildung des Justizpersonals zu gewährleisten. Auch die baulichen Zustände der Haftanstalten erschwerten die Durchführung resozialisierender Maßnahmen in den einzelnen Anstalten.

Planungen für den Neubau einer Strafanstalt in Brandenburg erfolgten seit Anfang der 1920er Jahre. Gründe waren die reformerischen Ansätze im Strafvollzugswesen sowie die hygienischen und baulichen Mängel des Ende des 18. Jahrhunderts errichteten Zuchthauses im Zentrum der Stadt. Spektakuläre Ausbrüche und Meutereien führten zu der Forderung, das Zuchthaus zu verlegen.

Die Bauarbeiten begannen 1927 unter der Federführung des Ministerialrates im Preußischen Finanzministerium Erich Meffert und der Bauleitung Wilhelm Seehaus'. Nach dessen Tod 1930 übernahm Leopold Rother dieses Amt bis zur Fertigstellung der letzten Bauten. Aufgrund Rothers jüdischer Herkunft wurde sein Anteil an der Baugeschichte in allen öffentlichen Äußerungen spätestens ab 1934 verschwiegen. Rother konnte Mitte der 30er Jahre nach Kolumbien emigrieren und wurde dort ein national bekannter und erfolgreicher Architekt.

Bezugsfertig war das neue Zuchthaus Brandenburg-Görden im Dezember 1931. Ursprünglich für 900 Insassen geplant, sollte die Kapazität des neuen Zuchthaues in den 1930er Jahren aufgrund wirtschaftlicher Engpässe auf das doppelte steigen. Zu diesem Zwecke wurden bis 1936 zwei zusätzliche Verwahrhäuser gebaut.

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