Stiftung Brandenburgische Gedenkstätten Gedenkstätte Zuchthaus Brandenburg-Görden

1949-1990 Die Strafanstalt Brandenburg in der DDR-Zeit

 

Ab Mai 1948 stand die Strafanstalt unter deutscher Verwaltung. Sie wurde zunächst instand gesetzt. Dann waren seit April 1949 größtenteils NS-Täter inhaftiert, die von ostdeutschen Gerichten gemäß dem sowjetischen Entnazifizierungsbefehl Nr. 201 verurteilt worden waren. Mit diesem Befehl hatte die sowjetische Militärverwaltung der ostdeutschen Justiz weitgehend die Verfolgung von NS-Verbrechen gegen die Menschlichkeit übertragen. Anstaltsleiter Paul Locherer setzte einen eher liberalen Strafvollzug mit Gefangenenselbstverwaltung, seelsorgerischer Betreuung und Kulturveranstaltungen um.

Am 1950 war die Volkspolizei für die Strafanstalt zuständig, die einen militärisch strengen Strafvollzug einführte. Dieser stand in den 1950er Jahren im Spannungsfeld zwischen der juristischen Verfolgung von NS- und Kriegsverbrechen und der kommunistischen Diktaturdurchsetzung. Deshalb waren NS-Täter genauso in Brandenburg inhaftiert wie Regimegegner. Zwischen 1951 und 1956 saßen auch Frauen in der Strafvollzugsanstalt Brandenburg ein. Die Entstalinisierung der Jahre 1954 bis 1956 führte zur vorzeitigen Entlassung vieler Gefangener.

Ab 1958 füllte sich die Strafvollzugsanstalt Brandenburg allmählich mit Gefangenen, die sich widerständig in der Diktatur gezeigt hatten oder das Land verlassen wollten. Gleichzeitig nahm der Anteil an kriminellen Insassen der Strafvollzugsanstalt Brandenburg zu.

Seit den 1960er Jahre wurde die sozialistische Erziehung der Gefangenen wichtig, die viele von ihnen als Indoktrinierung empfanden. Gleichzeitig weitete die Strafvollzugsverwaltung die Gefangenenarbeit massiv aus und verbesserte die baulichen und hygienischen Verhältnisse. Mitte der 1960er Jahre saßen mehrheitlich kriminelle Gefangene mit Haftstrafen über drei Jahren in Brandenburg ein. Die politischen Gefangenen bildeten nur noch 10 bis 20 % der Insassen. 

Mitte der 1970er Jahre war die DDR um internationale Anerkennung bemüht. Deshalb trat 1977 ein Strafvollzugsgesetz mit Verbesserungen der Haftbedingungen in Kraft. Trotzdem waren die Gefangenen Schikanen und Übergriffen des Strafvollzugspersonals und einer Überwachung durch die Staatssicherheit ausgeliefert. 

Zeitgleich mit der politischen Wende in der DDR brach im Herbst 1989 auch das repressive Strafvollzugssystem in Brandenburg an der Havel zusammen.

 

Weiter zu 1946-2018 Geschichte der Gedenkstätte

Zurück zur Startseite Geschichte